Die 'Alte Kelter' in Helmsheim hat eine lange Geschichte, bis sie zu dem geworden ist, was sie heute darstellt: das Zuhause für die Mitglieder der Interessengemeinschaft "Alte Kelter Helmsheim" e.V.

An dieser Stelle soll in kurzer Form der Weg vom Mittelalter bis heute dargestellt werden. Zur 1200-Jahr-Feier von Helmsheim anno 1969 erstellte die Gemeinde Helmsheim eine Festschrift, in der die frühe Geschichte des Ortes dargestellt wird.

Für die Feiern zum 10jährigen Bestehen der Interessengemeinschaft hat Reinhard Schwedes, der Spiritus Rector der Alten Kelter, die wichtigsten Daten zusammengetragen. Sie bildeten auch die Grundlage für ein kleines Theaterstück aus der Feder von Toni Feller, das beim Kelterfest 1999 zur Aufführung kam.

 

Die erste schriftliche Erwähnung Helmsheims datiert aus dem Jahre 769 n. Chr. in den Schenkungsurkunden des Klosters Lorsch. Ort und Gegend waren über die Jahrhunderte unterschiedlichsten Herrschaftsverhältnissen unterworfen. Aus der Zeit der Herren von Neckarsteinach um 1483 wird von Verbindlichkeiten und Rechten des Ortsadels berichtet, die sich unter anderem auch auf die Kelter beziehen. Also muss es in dieser Zeit sowohl Weinbau wie auch eine Kelter gegeben haben. Auch später war bei den Abgaben an die jeweiligen Herrschaften immer wieder auch Wein anteilig zu liefern, und der will ja bekanntlich gekeltert sein.

 

Das alte Grundgemäuer der heutigen Kelter stand wohl schon vor dem Ende des 30jährigen Krieges, der auch die Kraichgauregion nachweislich heftigst in Mitleidenschaft gezogen hatte. Aus den Klagen und Bittschriften, die aus der Zeit von 1650 -1714 in den Helmheimer Akten der jeweiligen Herrschaft zu finden sind, wird die Not und Armut der Bevölkerung ersichtlich. 1659 wurde wohl ein Antrag auf Reparatur der Kelter gestellt und 1665 gar der Antrag auf eine neue Kelteranlage. Aus dem Jahre 1674 wird berichtet, dass französische Truppen das Keltergebäude abbrannten.

 

Im 18. Jahrhundert betrieben die Bewohner von Helmsheim wohl sehr intensiv die Erneuerung ihrer Gemarkung, und 1771 wurde die Gemarkung dann auch aus dem kurpfälzischen Besitz in die Herrschaft des Markgrafen von Baden eingetauscht. 1783 wurde das Gebäude der Kelter in dem heute noch bestehenden Umfang aufgebaut.

 

1880 wurde der Kelterbetrieb eingestellt. Die Weinberge waren von der Reblaus befallen und gingen ein. Das Keltergebäude wurde als Gemeinschaftshaus des Ortes genutzt und fand die unterschiedlichsten Verwendungen. Die Räume wurden als Bürgersaal verwendet, aber ebenso auch als Lagergebäude. Zeitweilig fand die Kelter als Gemeindebäckerei Verwendung, noch heute ist ein funktionierender Backofen im Haus. Auch die Arrestzelle der Gemeinde war in der Kelter untergebracht. In den Kriegszeiten fanden die Räume Verwendung zur Internierung von Kriegsgefangenen und später wurden auch Wohnungen für sozial schwache Bürger eingerichtet.

Das Gebäude war 1972 mit der Eingemeindung von Helmsheim nach Bruchsal in den Besitz der Stadt übergegangen. Lange Zeit diente die Kelter auch der Feuerwehr als Feuerwehrhaus zur Unterbringung ihrer Gerätschaften. Die Überlegungen, die Kelter zum Feuerwehrhaus auszubauen, zerschlugen sich 1980, das Gebäude war aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht geeignet. Außerdem war das Gebäude mittlerweile als Baudenkmal eingestuft worden. Daraufhin wurden Überlegungen und Planungen angegangen, das Haus für die örtlichen Vereine nutzbar zu machen. Das Vorhaben wurde von heftigen politischen Grabenkämpfen begleitet. 1983 erging ein Grundsatzbeschluss des Gemeinderates, das Haus für die Helmsheimer Vereine auszubauen. Der angesetzte Kostenrahmen reichte bei weitem nicht aus, das Vorhaben drohte zu scheitern. Trotzdem wurde 1984 damit begonnen, den Schutt aus dem Gebäude zu räumen. Insbesondere dem unermüdlichen Engagement von Reinhard Schwedes und zahlreichen Mitgliedern aus den beteiligten Vereinen ist es zu verdanken, dass das Projekt nicht gekippt wurde. Am 16. Juli 1985 wurde die "Interessengemeinschaft Alte Kelter" gegründet, mit dem Ziel, durch Eigenarbeit das Projekt anzukurbeln und finanzierbar zu machen. Zu dieser Gemeinschaft schlossen sich damals zusammen der Gesangverein Liederkranz, die Harmonikafreunde, der Kleintierzuchtverein C79, die Landfrauen und der Musikverein. Im gleichen Jahr wurde auch beschlossen, Kelterfeste durchzuführen, um die Finanzierung der Folgekosten zu gewährleisten. Im Herbst erfolgte auch der Beschluss des Gemeinderats der Stadt Bruchsal, die Kelter in ein Vereinsheim umzubauen. 1986 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und zum 1. Kelterfest eingeladen, das bei allen Beteiligten in bester Erinnerung bleiben wird. Unter der fachkundigen Anleitung von Franz Speck wurden von vielen Vereinsmitgliedern all die Arbeiten durchgeführt, für die nicht unbedingt professionelle Unternehmerhilfe benötigt wurde. Im September 1989 konnte die "Alte Kelter" mit einem Festakt und einer großen Feier eingeweiht werden und die Vereine das Haus in ihre Obhut übernehmen. Die Interessengemeinschaft wurde zum 25.August 1989 in den Verein "Interessengemeinschaft Alte Kelter Helmsheim" umgewandelt und ins Vereinsregister eingetragen. Die Vereine erfüllen das Haus mit Leben, es ist insbesondere für die stark intensivierte Jugendarbeit nicht mehr aus der Gemeinschaft wegzudenken. Die Intention des vormaligen Bürgermeisters Dr. Bieringer, dass der Umbau der Alten Kelter eine Chance für das Entstehen eines Gemeinschaftsbewusstseins auch in Helmsheim bietet, ist in hervorragender Weise verwirklicht.

 

Am 30. März 2007 stellt Reinhard Schwedes nach 22 Jahren an der Spitze der Interessengemeinschaft Alte Kelter sein Vorstandsamt zur Verfügung. In der Jahreshauptversammlung ruft er nochmals die jüngere Geschichte der Alten Kelter in Erinnerung und schildert auch den Weg der Interessengemeinschaft bis zum heutigen Tag, einer aus Helmsheim nicht mehr wegzudenkender Institution. "Es war eine anstrengende Zeit, aber ich habe es gerne gemacht", so schließt er seine Ausführungen.

Zum Nachfolger wählt die Versammlung Werner Huber und als neue stellvertretende Vorsitzende Anna Berghöfer. Werner Huber dankt seinem Vorgänger für die geleistete Arbeit und übereicht an Reinhard Schwedes und seine Frau Cilly unter dem Beifall der Versammlung einen Reisegutschein und Blumen.

Weitere 2 Jahre später, am 27. März 2009, stand erneut ein Vorstandswechsel an. Die Keltergemeinschaft hatte sich schon 2007 darauf verständigt, nach Reinhard Schwedes wieder einen Vorsitzenden zu bestimmen, der nicht gleichzeitig einem Mitgliedsverein vorsteht. Werner Huber hat in der Nachfolge das Amt vorübergehend übernommen, um Anne Berghöfer die Möglichkeit zur Einarbeitung in das Vereinsleben der Keltergemeinschaft als 2. Vorsitzende zu ermöglichen. So war es also nur logisch, dass jetzt bei der anstehenden Wahl Anne Berghöfer einstimmig zur neuen Vorsitzenden gewählt wurde. Werner Huber wird als 2. Vorstand die Vereinsgeschicke mit seinem Wissen und den langjährigen Erfahrungen weiter begleiten. Alle Mitglieder waren sich einig, dass die Übergangszeit souverän und vorbildlich von Werner Huber ausgefüllt wurde und die Versammlung bekundete dies mit dem ausgesprochenen Dank und langanhaltendem Beifall. Mit Lars Dettweiler wurde bereits im Vorjahr ein neuer Kassenverwalter gefunden, der übers Kelterfest 2008 seine "Feuertaufe" erfolgreich bestanden hat und von den Vorgängern und den Helfern uneingeschränktes Lob erhielt.